Was tun bei Arbeitszeitbetrug? Ein Blick auf die Gesetzeslage

Arbeitszeitbetrug ist eine ernsthafte Bedrohung für Unternehmen – er verursacht nicht nur erhebliche finanzielle Verluste, sondern gefährdet auch das Vertrauen und die Integrität des gesamten Arbeitsverhältnisses. Ohne gezielte Maßnahmen und fundierte Kenntnisse der rechtlichen Grundlagen wird Arbeitszeitbetrug zu einem wachsenden Risiko, das die Stabilität von Unternehmen gefährden kann. Erfahren Sie in diesem Artikel, was genau Arbeitszeitbetrug ist, welche rechtlichen Vorgaben gelten und wie Sie Arbeitszeitbetrug in Ihrem Unternehmen vorbeugen.

Was versteht man unter Arbeitszeitbetrug? 

Um ein besseres Verständnis für Arbeitszeitbetrug zu entwickeln, ist es wichtig, sowohl die Definition als auch häufige Beispiele für diese Art von Verstoß zu kennen. 

Definition und häufige Beispiele 

Unter Arbeitszeitbetrug versteht man das vorsätzliche Manipulieren der Arbeitszeit durch den Arbeitnehmenden oder Arbeitgebenden mit dem Ziel, einen persönlichen Vorteil zu erzielen. Zu Arbeitszeitbetrug zählt:

  • Bewusste Falschangaben hinsichtlich der Arbeitszeit
  • Verlängerung der Pausen · Erledigung privater Aufgaben während der Arbeitszeit
  • Vortäuschung von Krankheit 

Typische Szenarien aus dem Arbeitsalltag 

Im Arbeitsalltag können bestimmte Verhaltensweisen auf Arbeitszeitbetrug hinweisen. Wenn ein Mitarbeitender beispielsweise regelmäßig zu spät zur Arbeit kommt oder den Arbeitsplatz häufig früher verlässt als vorgesehen, kann es sich bereits um Arbeitszeitbetrug handeln. 

Auch das Erledigen privater Aufgaben während der Arbeitszeit, wie Einkäufe oder private Telefonate, gehört zu den typischen Szenarien. 

Ein weiteres typisches Szenario für Arbeitszeitbetrug ist, wenn sich Mitarbeitende krankmelden, obwohl sie arbeitsfähig wären. Im Homeoffice kann Arbeitszeitbetrug auftreten, wenn Mitarbeitende ihre Anwesenheit vortäuschen, während sie tatsächlich privaten Tätigkeiten nachgehen

Welche gesetzlichen Regelungen gelten bei Arbeitszeitbetrug? 

Ein fundiertes Verständnis der arbeitsrechtlichen Grundlagen ist entscheidend, um Arbeitszeitbetrug von anderen arbeitsrechtlichen Verstößen zu unterscheiden und rechtlich korrekt zu handeln.

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Überblick über die arbeitsrechtlichen Grundlagen in Deutschland 

Im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) ist das allgemeine Arbeitsverhältnis zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden definiert. Gemäß BGB wird Arbeitszeitbetrug als vertragliche Verletzung betrachtet, die mit entsprechenden Konsequenzen geahndet wird. 

Wenn Mitarbeitende durch falsche Angaben der Arbeitszeit einen höheren Lohn erhalten als ihnen zusteht, wird das Strafgesetzbuch (StGB) relevant. Der Mitarbeitende begeht gemäß §263 StGB einen strafbaren Betrug, bei dem er sich unrechtmäßig einen rechtswidrigen Vermögensvorteil verschafft.

Das Kündigungsschutzgesetz (KschG) legt Gründe einer fristgerechten oder fristlosen Kündigung fest. 

Relevante Abschnitte des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) 

Auch im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) sind wesentliche Paragraphen im Kontext des Arbeitszeitbetruges relevant. Hier wird die maximale tägliche Arbeitszeit (§3 ArbZG) unter Einhaltung der Pausenregelungen (§4 ArbZG) definiert. Weiterhin ist im §16 ArbZG die Aufzeichnung der Arbeitszeit festgelegt. Verstöße des ArbZG sind im §22 geregelt. 

Unterschiede zwischen Arbeitszeitbetrug und anderen Verstößen 

Es ist wichtig, Arbeitszeitbetrug von anderen arbeitsrechtlichen Verstößen zu unterscheiden, da die Konsequenzen unterschiedlich ausfallen können:

UnterschiedeArbeitszeitbetrugAndere Verstöße

Definition

Rechtsfolge

Vorsatz

Nachweisbarkeit

Beispiele

Bewusstes Täuschen hinsichtlich der Arbeitszeit für einen persönlichen Vorteil

Oftmals Kündigung

Vorsätzliches Handeln

Anhand manipulierter Einträge beweisbar

Systematische Falschangabe von Pausen

Allgemeine Pflichtverletzung

Abmahnung oder Kündigung

Fahrlässiges Handeln

Oftmals schwer beweisbar

Unzulässige Nutzung von Firmeneigentum

Welche Konsequenzen drohen bei Arbeitszeitbetrug? 

Bei Arbeitszeitbetrug haben Arbeitnehmende mit arbeitsrechtlichen sowie strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen. 

Arbeitsrechtliche Konsequenzen: Abmahnung und Kündigung 

Die erste Reaktion bei geringfügigem Arbeitszeitbetrug ist die Abmahnung. Diese stellt den formalen Hinweis auf Fehlverhalten und die Aufforderung zur Verhaltensänderung dar. In diesem Rahmen erhalten Arbeitnehmende die Möglichkeit, ihr Verhalten zu korrigieren. 

Bei schwerwiegendem oder wiederholtem Arbeitszeitbetrug kann der Arbeitgebende eine ordentliche Kündigung unter Einhaltung der Kündigungsfrist aussprechen. In gravierenden Fällen, etwa bei einem vorsätzlichen Vertrauensbruch, ist auch eine fristlose Kündigung möglich – vorausgesetzt, der Betrug ist zweifelsfrei nachgewiesen. 

Strafrechtliche Folgen: Betrug nach § 263 StGB 

Auch im strafrechtlichen Kontext ist Arbeitszeitbetrug nach §263 StGB relevant. Mitarbeitende, die absichtlich falsche Arbeitszeiten angeben, um sich einen unrechtmäßigen Vorteil zu verschaffen, riskieren eine Geldstrafe oder bis zu 10 Jahre Freiheitsstrafe

Genauso werden Arbeitgebende belangt, wenn sie Arbeitszeiten manipulieren, um Steuer- und Sozialabgaben zu umgehen. 

Beispiele aus der Rechtsprechung: Urteile und Präzedenzfälle 

Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) vom 09. Juli 2011 (Az: 2 AZR 381/10) zeigte, dass eine fristlose Kündigung bei nachweisbarer und vorsätzlicher Täuschung rechtens ist. In diesem Fall war ausschlaggebend, dass der Arbeitnehmende Zeiten als Arbeitszeit angab, obwohl er entweder zu den angegebenen Zeiten noch nicht im Betrieb war oder diesen bereits verlassen hatte. 

Dies deckt sich mit dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 13. Dezember 2018 (Az: 2 AZR 370/18). In diesem Fall ließ sich ein Arbeitnehmender Überstunden auszahlen, die er tatsächlich nicht geleistet hatte. Das Gericht bewertete dieses Verhalten als vorsätzlichen Betrug

Welche Präventionsmaßnahmen können Arbeitgeber ergreifen? 

Arbeitgebende können dem Risiko des Arbeitszeitbetruges mit wenigen einfachen Präventionsmaßnahmen vorbeugen, wie etwa durch die Einführung digitaler Zeiterfassungssysteme mit integriertem Arbeitszeit-Rechner

Einführung digitaler Zeiterfassungssysteme 

Mit digitalen Zeiterfassungssystemen wird das Risiko von Arbeitszeitbetrug durch die minutengenaue Erfassung der Arbeitszeit vermieden. Überstunden und Pausenzeiten werden gemäß Arbeitszeitgesetz automatisch ausgewertet, während die Daten im Konfliktfall leicht nachvollziehbar sind. 

Transparente Kommunikation und Schulung der Mitarbeitenden 

Transparente Kommunikation und Schulung der Mitarbeitenden stärken den Nutzen digitaler Zeiterfassungssysteme. Schulungen vermitteln die wesentlichen rechtlichen Vorgaben für den Berufsalltag. 

Mit einer transparenten Kommunikation stellen Arbeitgebende sicher, dass die Mitarbeitenden die Bedeutung der präzisen Arbeitszeiterfassung verstehen, die rechtlichen Anforderungen kennen und sich der Konsequenzen von falschen Angaben bewusst sind. Dies trägt dazu bei, Arbeitszeitbetrug zu vermeiden. 

Überprüfung von internen Prozessen und Schwachstellen 

Zusätzlich sollten Arbeitgebende ihre internen Prozesse regelmäßig überprüfen, um Schwachstellen zu identifizieren und zu optimieren. Dabei können Strukturen, die Arbeitszeitbetrug begünstigen, aufgedeckt und gezielt verbessert werden. 

Wie können Mitarbeitende bei falschen Vorwürfen vorgehen? 

Da Arbeitszeitbetrug ein ernstzunehmendes Problem ist, können auch unbeteiligte Mitarbeitende zu Unrecht verdächtigt werden. In solchen Fällen ist es für die betroffenen Mitarbeitenden entscheidend, ihre Rechte zu kennen und die richtigen Schritte zu unternehmen. 

Rechte der Arbeitnehmende: Schutz vor ungerechtfertigten Anschuldigungen 

Zum Schutz vor ungerechtfertigten Anschuldigungen haben Arbeitnehmende das Recht auf

  • Unschuldsvermutung,
  • Gegendarstellung,
  • Beweisantritt, 
  • rechtlichen Beistand und 
  • Datenschutz. 

Wichtige Schritte: Beweise sammeln und rechtlichen Rat einholen 

Mitarbeitende sollten bei falschen Vorwürfen ihre Rechte aktiv nutzen. Dazu gehört das Sammeln von Beweisen wie Zeiterfassungsdaten, Zeugen oder schriftlichen Dokumentationen von Vorfällen. Zur Prüfung rechtlicher Schritte können sie sich an einen Anwalt oder ihre Gewerkschaft wenden. 

Warum ist Transparenz bei der Arbeitszeiterfassung entscheidend? 

Transparenz in der Arbeitszeiterfassung hat positive Auswirkungen auf das Betriebsklima und die Mitarbeitermotivation. Sie bietet sowohl Arbeitgebenden als auch Arbeitnehmenden zahlreiche Vorteile. 

Auswirkungen auf das Betriebsklima und die Mitarbeitermotivation 

Die transparente Arbeitszeiterfassung fördert das Vertrauen auf Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-Seite. Missverständnisse werden vermieden, während sich Mitarbeitende fair behandelt fühlen und dadurch motivierter sind. 

Vorteile für Arbeitgebende und Arbeitnehmende 

Vorteile für den Arbeitgebende 

  • klare Übersicht der Arbeitszeiten 
  • Reduzierung von Fehlern oder Missverständnissen 
  • Vermeidung von Arbeitszeitbetrug 
  • erleichterte Abrechnung von Überstunden 

Vorteile für Arbeitnehmende 

  • Transparenz hinsichtlich Arbeitszeit 
  • Schutz vor ungerechtfertigten Vorwürfen 
  • Sicherstellung fairer Vergütung 

FAQ: Die häufigsten Fragen zu Arbeitszeitbetrug und rechtlichen Folgen

Arbeitszeitbetrug ist nicht immer ein Grund für eine Kündigung. Ob eine Kündigung gerechtfertigt ist, hängt von der Schwere und Häufigkeit des Verstoßes ab. Nachweisbarer Arbeitszeitbetrug führt jedoch häufig zu einer fristlosen Kündigung.

Arbeitgebende können Arbeitszeitbetrug durch digitale Zeiterfassungssysteme, Zeugenaussagen oder ähnliche Belege nachweisen.

Flexible Arbeitszeitmodelle können das Risiko von Arbeitszeitbetrug bei richtiger Umsetzung sogar reduzieren, insbesondere mit einem präzisen Zeiterfassungssystem.

Wie kann Kelio helfen, Arbeitszeitbetrug zu verhindern? 

Die Zeiterfassungssoftware von Kelio bietet eine präzise und transparente Arbeitszeiterfassung. Sie erfasst in Echtzeit Arbeitsstunden, Überstunden und Abwesenheiten, wodurch Manipulationen erschwert werden. Automatische Berechnungen und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften verringern Fehlerquellen und minimieren das Betrugspotenzial.

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